Der Bau der Verbindung zwischen St. Ulrich und der Seiser Alm war eine Pionierleistung. Die Idee einer Bahn geht schon auf das Jahr 1929 zurück, aber der Bau schien damals, wegen der 800 m Höhenunterschied, ein sehr innovatives und fast unmögliches Unterfangen.
Die erste Idee war die einer Kombination zwischen einer Standseilbahn und einer Seilbahn, mit einem Wagon, der zwar auf einer Schiene fährt, aber von einem Seil gezogen wird.
Die Wahl fiel schließlich auf eine klassischere Seilbahn, die den anderen Anlagen der Alpen ähnlicher war.
Zwei Holzkabinen machten 1935 schließlich ihre erste Fahrt. Die vom Ingenieur Zuegg aus Lana errichtete Anlage, hatte eine Transportkapazität von nur 16 Personen, aber zum ersten Mal konnte jeder von St. Ulrich in nur wenigen Minuten die Seiser Alm erreichen; eine wahre Revolution.
1955 wurde die Anlage von der Firma Hölzl komplett modernisiert. Die Talstation wurde erweitert und die hölzernen (später mit Blech verkleideten) Kabinen wurden mit neuen Blechkabinen ersetzt.
In den darauffolgenden Jahren nahm der Wintertourismus stetig zu und es wurde notwendig, die Kapazität der Seilbahn zu steigern, um die langen Warteschlangen an den Stationen zu vermeiden.
Deshalb wurde 1968 die Anlage von der Firma Hölzl erneut umgebaut. Die Seilbahn wurde nun von einem 1870 Meter langen Parallelgleis getragen und erreichte, dank der größeren Kabinen, eine maximale Kapazität von 500 Personen pro Stunde.
Im Laufe einer neuen Modernisierung im Jahr 1989 wurden die Kabinen ersetzt und die elektrische Antriebssteuerung eingeführt.
Die Technik der aktuelle Zweiseilumlaufbahn
Die aktuelle Gondelbahn wurde von der Firma Leitner erbaut und zu Weihnachten 1999 eröffnet. Sie hat mit 35 Kabinen zu je 15 Plätzen eine Transportkapazität von 2200 Personen pro Stunde. Die Fahrt dauert zirka 5 Minuten und jede Kabine bietet 9 Sitzplätze und 6 Stehplätze.
Im Laufe der der Revision im Jahre 2018 wurde die Anlage komplett modernisiert.
Bei dieser Gondelbahn handelt es ich um eine seltene Zweiseilumlaufbahn. Das Merkmal dieser Art von Luftseilbahn ist, dass es ein Tragseil und ein Zugseil gibt:
Die Tragseile sind an beiden Stationen verankert und tragen die Kabinen.
Ein Zugseil ist eine umlaufende Schlaufe, das die Kabinen zieht.
Diese Lösung ermöglicht es große Spannweiten zu überwinden und eine höhere Stabilität bei Seitenwind zu gewährleisten. Diese Eigenschaften sind für unser Gelände von großem Vorteil.
Die Kabinen sind mit einem 4 Rollen Laufwerk ausgestattet. Die Fahrzeuge verfügen über eine automatische Klemme, die das Zugseil umklammert und sich in den Stationen automatisch entkuppelt. Hier werden die Kabinen von Reifenverzögerern abgebremst und um die Umlenkschleife durch mehrere Elektromotoren angetrieben. Anschließend werden die Kabinen wieder beschleunigt, mit dem Zugseil gekuppelt und dabei 23 automatischen Kontrollen unterzogen.
Die Antriebsmotoren befinden sich in der Bergstation und sind unterirdisch. In der Talstation wird die Seilschleife des Zugseils mittels eines Hydraulikzylinders abgespannt. Die Tragseile sind an beiden Stationen fest verankert und es gibt keine beweglichen Gegengewichte. Die Seile werden von zwei 16 und 32 Meter hohen Stützen getragen.
Außerdem gibt es ein Schutzseil, das mit Glasfasern und Kupferleiter ausgestattet ist. Dieses kennzeichnet gleichzeitig das Lufthindernis mittels Signalkugeln.
Einige Sicherheits- und Betriebssignale zwischen Berg- und Talstation werden auch über die Zugseilschleife mit einer PLC-Leitung übertragen, die das Seil als Leiter nutzt. Im Falle eines Stromausfalls stehen zwei Generatoren bereit, die tagelange Energieautonomie garantieren. Bei Ausfall aller Hauptmotoren, ist noch ein hydrodynamischer Motor vorhanden, der direkt in der Antriebscheibe greift und die Kabinen in den Stationen transportieren kann.
Im extremen Ausnahmefall, wenn nicht mal die Seile bewegt werden können, werden die Fahrgäste mit zwei Rettungsgondeln evakuiert.
Fahrt mit der Seilbahn 360°.
Für eine 360°-Ansicht mit der Maus rotieren oder Smartphone drehen
